Ein Spanier zieht von Lanzarote nach Calau

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Geschenk für Frühbucher

 Richard Fernandez Alvarez ist für die Vermietung von Wohnmobilen zuständig.

 

Richard Fernandez Alvarez fühlt sich angekommen in Calau. Im Juli zog er mit Gattin, Kind und Kegel von der Kanarischen Insel Lanzarote in die Niederlausitz.

Text und Fotos: Uwe Hegewald

Ein wenig hoffe er schon auf einen milden Winterverlauf, räumt Richard Fernandez Alvarez ein. „Um mich langsam an das neue Klima zu gewöhnen“, so der Insulaner. Besser gesagt Ex-Insulaner, hat sich der 41-Jährige doch dazu entschieden, dauerhaft in Deutschland leben zu wollen. „Hier bestehen weitaus bessere Chancen, sich beruflich weiterentwickeln zu können. Auf Lanzarote dominieren Jobs in der Gastronomie- und Tourismusbranche“, begründet er in flüssigem Deutsch. Nach klassischer Schulausbildung hatte er auf seinem weiteren Bildungsweg an einer Sprachschule deutsch und englisch gelernt. „Später sind mir die Fremdsprachenkenntnisse bei meinen Jobs in Restaurants, Bars, oder Hotels sehr nützlich gewesen“, berichtet er. Der in Tias Geborene hatte sogar zwei Kneipen eröffnet und die letztere über einen Zeitraum von fünf Jahren am Laufen gehalten.

Doch wie lässt sich nun die Hingezogenheit nach Deutschland erklären? „Über meine Anne“, erklärt er und berichtet, dass die aus Cottbus stammende Servicekraft auf Lanzarote gearbeitet hat und sie sich dort auch begegnet sind. Irgendwann habe es zwischen beiden so heftig gefunkt, dass sich die Lausitzerin entschloss, ihrem Richard Fernandez auf der Kanareninsel das Ja-Wort gegeben. Die Früchte ihrer Liebe heißen Maila und Neo und sind inzwischen sieben und fünf Jahre alt. Regelmäßige Flüge nach Deutschland, wie zuletzt zum Weihnachtsfest 2019, mündeten in dem Entschluss, tiefgreifender über einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland nachzudenken. Corona habe letztendlich den Ausschlag gegeben. „Aufgrund der Pandemie war ich auf Lanzarote drei Monate ohne Job und Einkommen. Zu viele Urlauber hatten ihre Reisen auf unsere Insel storniert“, führt Richard Fernandez Alvarez an. Im Juli wurden schließlich die Koffer gepackt, um in Calau eine neue familiäre Zukunft aufzubauen. Der Insulaner räumt ein, dass für ihn viele Dinge neu seien. „Das ist wie Weihnachten. Der Tag ist immer voller Überraschungen“, resümiert er das erste Quartal in der zweiten Heimat. Neu war auch der Job im Calauer Autohaus Ströhla, wo er seit 3. August für die Vermietung von Wohnmobilen zuständig ist. „Aufgrund der äußerst positiven Entwicklung auf dem Caravan- und Wohnmobilemarkt war die Besetzung dieser Stelle ohnehin vorgesehen. Seine mitgebrachten Erfahrungen in der Tourismusbranche kommen uns zugute“, schätzt Thomas Freitag (Vertrieb/Marketing) seinen neuen spanischen Kollegen. Hinzu kämen die Fülle von Sprachkennnissen mit der Muttersprache spanisch, deutsch, englisch aber auch norwegisch. „Ein Jahr habe ich in Norwegen gearbeitet und auch dieses Land in mein Herz geschlossen“, beteuert der 41-Jährige. Allein die langgezogenen Winter mit wenig Sonne und kühlen Temperaturen hätten das Heimweh genährt. Richard Fernandez Alvarez weiß, dass die Winter in Deutschland weniger intensiv verlaufen, jedoch keinen Vergleich zu denen auf Lanzarote erlauben.
„Bei uns, auf den Kanaren sind die Winter ganz kurz. Im vergangenen Jahr fiel dieser auf einen Donnerstag“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Kalauern kann der aufgeschlossene Spanier also auch schon. Humor dürfte dem Wahl-Calauer beim Warmwerden in der Witze-Stadt weiterhelfen, wo er mit seiner Familie zur Miete wohnt. Irgendwann soll sich der Traum von einem Eigenheim erfüllen und das Familienoberhaupt wieder intensiver seinen Hobbys nachgehen. Bei seiner Mutter, einer begnadeten Genusshandwerkerin, habe er das Kochen spanischer Nationalgerichte erlernt und u.a. schon Paellas für bis zu 30 Personen zubereitet. Zudem spielt der frühere Atlantik-Surfer gerne Padel-Tennis, in Rückschlagspiel, das im Doppel gespielt wird und Parallelen zu Tennis und Squash aufweist. Jetzt muss er nur noch einen Verein finden, der diesen Indoor-Sport anbietet.

Uwe Hegewald